
So, da bin ich nun also seit Sonntag in Guyana und fuehle mich nicht besonders wohl hier - was bis gestern wohl hauptsaechlich daran lag, dass ich lieber noch auf Tobago gesessen haette und mich die ganze Zeit gefragt habe, wieso ich nun eigentlich gegangen bin... wollte halt dieses Abenteuer, mich durch Suedamerika zu kaempefen, nicht ausfallen lassen. Hier ist die Stimmung anders in den Strassen, es ist verdammt dreckig ueberall...
Abenteuer bekam ich dann gestern genug. Es war Karneval und 40. Jahrestag der Republik Guyana - grosse Parade ab mittags, tausende Leute auf der Strasse, spannend aber nicht so froehlich wie auf Tobago. Und auf dem Heimweg wurde ich beklaut, etwas Kleingeld (die grossen Scheine habe ich bei der ersten Attacke geistesgegenwaertig in den Schluepfer gesteckt - reichte danach um ein Drittel der Krankenhausrechnung zu begleichen) und die Kamera weg. Der Versuch die Kamera zu retten, erwies sich als grosser Fehler- danach halfen mir andere Leute ins Krankenhaus, wo zwei Platzwunden, im Gesicht und am Kopf, genaeht werden mussten... Prima, aber selbst schuld, wenn ich hier im Dunkeln noch auf der Strasse bin alleine... Bin nur traurig um all die verlorenen Bilder auf der Kamera. Dieser Bericht bleibt wohl nun auf weiteres unbebildert. Aber sonst geht es mir gut - sehe nur doof aus gerade :-)
Der erste Test mit Couchsurfing klappt ganz gut, obwohl mir der Narvin, wo ich nun wohne, nicht so sympatisch ist. Er hat noch eine Tante und Onkel zu Besuch und noch zwei andere Couchsurfer - Matthias aus der Schweiz und Annelie aus Frankreich. Soviel Platz ist dort im Haus eigentlich gar nicht, aber ist schon auch witzig. Geduscht wird meist im Hof mit Regenwasser, weil aus der Leitung kein Wasser kommt. Eine Kueche hat er nicht - ich gehe jeden Morgen bei den Nachbarn warems Wasser fuer meinen Kaffee holen - und bekomme inzwischen auch gleich mein Fruehstueck dazu :-) Schoen. Und durch den Besuch von Onkel und Tante waren wir gleich zu einigen Familientreffen mit eingeladen und es gab ganz dolle viel leckeres zu Essen. Indisch - gekocht fuer fast 50 Leute, obwohl bei den Treffen doch jeweils nur ca. 20 Personen anwesend waren. Soviel habe ich seit Wochen nicht gegessen.
Und vorgestern gab es ein lustiges Fruehstueck mit Matthias und Annelie - da sitzt man mit zwei Reisenden in Guyana am Tisch und sie unterhalten sich ausgiebig ueber Raketenstarts... und das sie im April einen Shuttle-Start in Franz.-Guyana sehen wollen. Das fand ich skurril - ist aber nicht verwunderlich, wenn man weiss, dass beide aus der Raumfahrbranche kommen, er als Ingenieur und sie als Jurist - und beide waren wohl am Bau-Projekt dieser Rakete beteiligt. Ja, solche Menschen trifft man unterwegs...
Heute besorge ich mir nun noch mein Busticket und fahre dann hoffentlich morgen an die brasilianische Grenze - von Guyana hab ich nach gestern definitiv genug. Falls soetwas noch einmal passiert, breche ich ab und fliege auf meine Insel zurueck...wenn ich dann noch kann...aber das will ich ja nicht hoffen.
Melde mich naechste Woche wieder.