Montag, 9. August 2010

Der lange Weg nach Mompos ...












Also, zunächst war ich doch noch 2 Tage in San Gil und herrlich wandern - zB. zum Cañón del Chicamocha und durch viele Tabakfelder, bergauf und -ab, durch Bauernland - am Samstag morgen gabs einen kleinen Festakt, wie wohl in jeden Nest Kolumbiens, nämlich anlässlich der Amtsübernahme des neuen Präsidenten Santos. Und der tägliche Regen blieb mir erhalten. So und am Sonntagmorgen klingelte der Wecker um 5:30 Uhr - Tagesziel Mompos ! Den ersten Bus um 6 habe ich verpasst, so hatte ich noch Zeit für einen Kaffee + Snack und dann ging es 6:30 Uhr los, zuerst nach Bucaramanga - die Fahrt führte wieder zu diesem Cañon, die Berggipfel schwebten über den Wolken und es sah toll aus - aber dann ging es über wilde Serpentinen abwärts,der Busfahrer sah sich nicht genötigt etwas vom Gas zu gehen und unternahm krasse Ueberholmanöver - und mir wurde ziemlich schlecht, aber wir kamen unbeschadet an. Dort, in B`manga, hatte der Anschlussbus scheinbar genau auf mich gewartet, es war gerade mal Zeit für eine Zigarette und zum Ticketkaufen, und weiter (Mittagspause machte der Fahrer dann leider erst 14 Uhr - und ich hatte irre Hunger die ganze Zeit). Ziel der zweiten Fahrt war El Banco, ein Ort am Rio Magdalena - geplante Fahrzeit 6-7 Stunden. Laut meinen Berechnungen hätte ich Mompos erreichen sollen - ja, ja die Berechnungen... Natürlich kam es anders. Irgendwo hielt der Bus, und stand und stand - letztlich über eine Stunde - dort waren wir schon 7 Stunden unterwegs und laut meiner Karte noch 1-2 Stunden von El Banco entfernt. Wir warteten auf einen anderen Bus von dem noch Mitfahrer kamen... Und so erreichten wir das Ziel erst abends, nach über 10 Stunden Fahrt, gegen 19 Uhr, es war stockfinster und an Mompos natürlich nicht mehr zu denken. Und ich hatte keine Ahnung, in was für einem Ort ich eigentlich bin (also klar den Namen wusste ich, aber das war auch alles). Ein netter Herr am Busterminal verwies mich auf eine kleine Herberge gleich gegenüber - ich hatte schon schönere aber auch schon schlimmere Zimmer :-) Noch auf Futtersuche und ein Bier, und dann ins Bett gekippt. Busfahren macht auch müde ! Nachts das obligatorische Unwetter. Angeblich sollte es morgens um 6 und um 7 die ersten Colectivos (Sammeltaxis) nach Mompos geben. Also wieder zeitig raus, Empanada und Kaffee - und da begann auch schon die Belagerung - von einigen Motorradfahren, die mich unbedingt nach Mompos fahren wollten. Es gäbe kein Colectivo und auch keine Boote zur Zeit, das zweitere hatte ich auch im Internet schon gelesen, aber die Herren vom Busterminal hatten mir am Abend zuvor doch von Colectivos erzählt. Nein, keine Autos - es hat zuviel geregnet, da kommt keiner durch... Dann bestätigte die Frau von der Kaffeebude diese Aussagen und einige andere Leute auch. Inzwischen war es auch nach 7 und kein Colectivo zu sehen. Noch mal am Terminal fragen, ja - es gibt schon welche, vielleicht so gegen 10.. Mir ging das Theater um mich rum, unausgeschlafen (und nicht mal in Ruhe Kaffee trinken können) , doch inzwischen ziemlich auf den Keks - und der allererste Fahrer wollte auch bloss 2 Euro mehr als das Colectivo auch gekostet hätte. Also schnürten wir meinen Rucksack auf sein Motorrad und los gings - durch Schlamm und Pfützen, zu einer Fähre - übersetzen, weil angeblich auf der anderen Flusseite die Strasse besser sein sollte - Schlamm und Pfützen... aber wir sind nicht gestürzt ! Die Fahrt dauerte über 2 Stunden, durch Cowboy-Land - vorbei an unter Wasser stehenden Höfen, dürre Kühe und dünne Pferde bis zum Hals im Wasser, schlammverschmierte Herden auf der Strasse, abgemagerte Esel, halbverhungerte Hunde, kleine Hütten, viele Geier, die kurz aufflogen und sich dann schnell wieder auf was auch immer niederliesen und Wasser, Wasser, Wasser - der Rio Magdelena weit über die Ufer getreten und seit Tagen/ Wochen viel Regen (sollte um diese Zeit nicht so sein). So, und dann waren wir fast da... fast...und hatten einen Platten :-) Na da sind wir halt gelaufen und inzwischen etwas geschwatzt (ging beim Fahren ja schlecht), am Ortseingang erste Werkstatt - Reifenwechsel - und dort auch nach Hotelchen gefragt, und dann wurde ich hübsch dort abgesetzt. Bei Doña Enith ! Eine nette alte Dame. Und nun fragen sich sicher die ganze Zeit schon einige, warum ich nach Mompos wollte und was das für ein Ort ist. Erstens Unesco - Weltkulturerbe und zweitens wurde hier 1987 Garcias Buch "Chronik eines angekündigten Todes" verfilmt :-)
"Mompox war vom 16. bis ins 19. Jahrhundert eine der wichtigsten Städte des Landes, ein lebhafter Handelsort am Fluss. Als aber seine Lebensader, der Arm des Rio Magdalena, versandete und für größere Schiffe unpassierbar wurde, fiel der Ort in Vergessenheit. Niemand steckte mehr Geld hinein - und so erhielt sich die koloniale Altstadt fast unverändert bis heute: Im rechten Winkel stoßen die 200 bis 300 Jahre alten, streng geschlossenen weißen Häuserzeilen aneinander, mit ihren unterschiedlich geschmiedeten Gittern, den Ziegeldächern und begrünten Innenhöfen. Dazwischen erheben sich gleich sechs Kirchen."
(http://www.abendblatt.de/reise/article993544/Kolumbien-Und-wo-gehts-nach-Macondo.html)
Es könnte ein malerischer Ort sein - aber auch hier viel zu viel Wasser überrall und auch so alles ganz schön angegammelt (die schönsten Orte sind wohl all die herrlichen grünen Hinterhöfe voller Schaukelstühle), zudem brütend heiss. Morgen will ich mir ein Fahrrad ausleihen, damit ich etwas weiter rumkomme, den Ortskern habe ich heute schon mehrfach abgeschritten (durch Schlamm und Pfützen).

Das auch Sachsen derzeit wieder mit Hochwasser aufwartet, habe ich gerade im Internet gelsen...

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