Montag, 8. März 2010
Porto Vehlo, wieder Couchsurfing & der Teufelszug
Das Boot landete um ca. 16 Uhr - mit dem Rafael (26, Jurist) war 17 Uhr abholen ausgemacht. Also ein schattiges Plätzchen suchen neben einem kleinen Imbisswagen - aus dessen Boxen erscholl >Girls just want to have fun< und >Voyage, Voyage< und ähnlich schöne Musik - und rundherum lungerten die Hafenarbeiter, tranken Bier - sponserten auch mir eins - tanzten vor sich hin, quatschten... Nach 5 - ich fühlte mich langsam unbehaglich, eingedenk der Warnungen im Reiseführer und einiger Leute in Manaus (ja nicht allein im Dunkeln in Porto Vehlo auf die Strasse, und Hafenviertel schon gar nicht)... hoffentlich kommt der Rafael bald. Ja, er kam, halb 6 - klein, grinsend, sympathisch. Zuerst in ein Lokal, Bier trinken, quatschen. Dann nach Hause - ein schickes kleines Appartement (leider auch hier keine Waschmaschine - dabei hätten meine Sachen dringend eine nötig nach Monaten Handwäsche) - duschen, essen (R. Mutter hatte ihm extra Feijoda mitgegeben, das traditionelle Samstags-Essen der Brasilianer - aus Fleisch, Bohnen, Reis :-)...). Nickerchen. Halb 11 machtn wir uns über eine Flasche Vodka her und ca. halb 1 ging es dann das Nachtleben erforschen. Ohje, wäre ich lieber wieder schlafen gegangen. Es ging in eine Disco, angeblich die tollste Location von Porto Vehlo. Es gab schon kaum Frauen in Hosen - alle in kurzen schicken Kleidchen - und ausser mir gab es genau 2 Frauen ohne High-Heels. Und ich ? In langer, dreckiger Jeans, T-Shirt und FlipFlops :-) Prima ! Und die Musik war auch schrecklich ! In meinem ganzen Leben war ich noch nicht in so einem Laden - und hoffentlich sobald auch nicht wieder... muss sicher nicht extra erwähnen, dass das Durchschnittsalter auch ca. 10-15 Jahre unter meinem lag...
Nur eines war wie überall, es wurde viel gesoffen - der Wodka wurde an der Bar nicht Gläser- sondern Flaschenweise verkauft...
Und dort musste ich dann bis morgens halb 7 ausharren. Ich war froh als Rafael meinte, so los, wir gehen ... leider noch nicht nach Hause, sondern erst auf dem Markt frühstücken (Tapioka, lecker - Teigfladen aus Maniok-Mehl mit Schinken, Ei, Käse, Gehacktem drin) Um 8 todmüde ins Bett gekippt.
Am Sonntag waren wir bei Freunden zum Fisch-Essen eingeladen (soviel Futter wie beim Couchsurfen bekomme ich sonst nie) und danach ging es mit denen zusammen zur Stadtbesichtigung. Am spannensten war die Geschichte vom ¨Teufelszug¨ - 3 Gesellschaften (Deutsche, Engländer und Amerikaner) versuchten sich am Bau einer grossen Amazonas-Bahnstrecke - und dabei starben tausende Arbeiter, durch Malaria & Indianderüberfälle. Zu sehen sind in Porto Vehlo noch die alten Loks, Gleise und alte Hallen.
Der SPIEGEL hatte 2006 mal eine Artikel darüber:
14.01.2006, Brasilien
Eisenrösser im Amazonasdschungel
Mitten im Amazonasgebiet verrotten pittoreske Dampflokomotiven, Gleise sind üppig überwuchert: Die Geschichte der "Todesbahn" ist blutig, jede Schwelle soll ein Menschenleben gekostet haben - und doch hoffen unentwegte Romantiker auf ein Comeback der Kautschukbahn. ...
http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,395136,00.html
Und den halben Tag heute darf ich bei seinen Eltern im Haus (alles vergittert, Stromzaun, Hochsicherheitstrakt) verbringen - faul lesend am Pool rumliegen (wenn ich hier mal fertig bin)- ätsch !
Couchsurfing ist auf alle Fälle eine tolle Idee !!!
Rafael, seine Familie und Freunde wollten übrigens alle unbedingt wissen, wie die Bootsfahrt war - noch NIE hat einer von ihnen die Strecke mit dem Boot zurückglegt. Wenn sie nach Manaus müssen, fliegen sie - kostet wohl fast das Gleiche und geht fix... Nun machen sie das vielleicht auch mal :-)
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