Donnerstag, 10. Juni 2010

La Paz






Stellt Euch folgendes vor: Eine grosse Hauptstrasse, die in ihrem Verlauf mehrfach den Namen ändert, rechts und links davon geht es steil den Berg hoch. Hunderte stinkende Minibusse, aus denen sich ein Kopf reckt und lauthals die Route verkündet; hupende Taxis und massenhaft weitere Autos - dazwischen Polizisten, die sich laut pfeifend bemühen, den Verkehr zu regulieren. Menschenmengen dazu - Frauen mit Verkaufs- und Fress-Ständen auf den schmalen Fusswegen; Männer im Anzug und mit Handy am Ohr; kichernde Schulkinder in Uniform; Bettler; Touristen (wahlweise im Touri-Outfit -also Rucksack, Wanderschuhe, Multifunktionshose - oder auch bunt gewandet mit allem was die Indio-Märkte des Landes hergeben; Schuhputzer mit Skimasken an allen Ecken; Frauen mit bunten Tüchern, in denen sie ihre Kinder auf dem Rücken transportieren; ältere Frauen mit den typischen 2 langen Zöpfen, Hut, Schürze, Rock und dicken gestrickten Socken; dazwischen erschreckend viel Polizei,Militär und sonstiges Wachpersonal; alte Männer mit Ponchos; kleine zerlumpte Kinder an Strassen-Ecken; daneben Frauen in Stöckelschuhen. Ein Gewirr von Strassen und Gassen, Häusern und Läden, Kirchen und Museen, Plazas und Märkten. Von vergammelt bis schick ist alles vorhanden. Lärm, Staub, Hektik. Und am Horizont thront ein schneebedeckter Vulkan- nur selten zu sehen in dem Gewimmel der Stadt. Das alles auf 3660 m - was man kaum merkt, nur an der Eiseskältet nachts und an der Kurzatmigkeit.
So ist La Paz !
Am 1. Tag war ich genervt & wünschte mir die Ruhe der Farm zurück, aber seinen Reiz hat es schon auch. Ueber den Kunsthandwerksmarkt schlendern (& später grosses Shopping von Dekomaterial, für zu Hause), aber auch über den Hexenmarkt natürlich - Pulver, Tinkturen, Kräuter, hunderte Päckchen und Flaschen & getrocknete Lama-Föten. Für welchen Zauber die sind,weiss ich nicht. In altmodischen Cafés Kaffee oder Apí (ein eingedickter,heisser Beerensaft - lecker !) schlürfen, Empanadas & Salteñas & Rellenos an Strassenständen mumpeln. Geheimnisvollen Schildern, die Mittagsessen verkünden, folgen - in einen trüben Hinterhof, dann ein dunkles Treppenhaus hinauf - und in einer grossen alten Wohnung ist tatsächlich ein Restaurant. 4 Gänge für 10 Bs. (1 €), ziemlich fad alles, aber satt. Und von den anderen Essern - Arbeiter und ältere Paare- verwundert beäugt und beobachtet.
Und heute Kultur-Tag ! Erst Museum für Ethnologie. Dort gibt es neben vielen Webarbeiten eine herrliche Maskensammlung, die auch sehr eindrucksvoll präsentiert wird - man kommt in einen stockdunklen Raum und dann gehen kleine Strahler an, die nur die "schwebenden" Masken anleuchten. Ganz toll ! Und Koka-Museum - von den Anfängen der Nutzung der Koka-Pflanze zu Zeiten der Inkas, in der Medizin als Betäubungsmittel bis zur Droge und zu Coca-Cola. Auch ganz nett.
Dazwischen ein ausschweifender Stadtbummel. Und damit ist mein Aufenthalt hier beendet - morgen früh um 8 geht es weiter an den Titicaca-See und von dort dann nach Peru am So/Mo.
Da sind nun einfach schon 3 Monate rum hier, und ich habe längst nicht alles gesehen, was ich angucken wollte in Bolivien... da muss ich wohl noch mal kommen.
¡ Hasta luego !
Ich hoffe, Ihr habt alle einen schönen Sommer zu Hause und auch Zeit zum Baden und Sonne geniessen, nicht nur zum Arbeiten !!!

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