Montag, 31. Mai 2010
Weltkulturerbe Sucre und Indio-Markt in Tarabuco
Nun gewöhne ich mich also wieder an das Alleine-Reisen. In St. Cruz hiess es Abschied nehmen von Deborah, nach 10 Wochen gemeinsam leben, vielen gemeinsamen Drinks und vielen verquatschten Stunden.Und Freitag wieder in einen Bus (und knapp einem Taschendieb entgangen) und eine 20-Stunden-Fahrt - mit Vollmondnacht, zunehmend hügelig, viele Kakteen und nur eine Reifenpanne unterwegs.
So, und am Samstag erreichte ich Sucre, südwestlich von St. Cruz, Unesco-Weltkulturerbe, auf ca. 2800 m Höhe. An all den Trubel muss ich mich erst mal wieder gewöhnen nach dem ruhigen Farmleben, an die Abgase auch. Und an die Temperaturen nach 6 Monaten Tropen - hier ist es eher kühl.
Sucre ist ein ordentlicher Gegensatz zu den Bretterbudendörfern der letzten Wochen. Strahlend weisse protzige koloniale Gebäude, viele leuchtend weisse Kirchen, schicke, palmenbestandene Plazas - zumindest im Stadtzentrum. Ein quirlig buntes Marktviertel, abends tauchen ringsum Fressbuden auf - kleine Strassenküchen, mobile Pizzaöfen, Frauen mit Taschen und darin Töpfen, etc. Manches sieht so komisch aus, dass man nicht mal fragen will, was es ist - aber gibt auch viele sauleckere Sachen. Nach den vegetarischen Picacho-Wochen bevorzuge ich nun alles mit Huhn. Und viele Touristen gibt es hier auch und demzufolge viele Kunstgewerbeläden mit einem unüberschaubaren Angebot an bunten Decken, Mützen, Ponchos.... Diesen Verlockungen kann ich widerstehen, hauptsächlich deshalb, weil ich es ja noch monatelang tragen müsste.
Wohnen tu' ich gleich neben dem Markt, in einer 2x2 m Kammer, hier muss man aufpassen, dass man sich beim Schlafen nicht stösst. Die Toiletten und Duschen sind auch nicht gerade einladend. Wahrscheinlich wohnen deshalb nur Bolivianer, Paraguayer, Uruguayer etc. hier und keine westlichen Touristen.
Am Sonntagmorgen ging es nach Tarabuco zum Markt. Die ungefähr einstündige Fahrt im Minibus war toll: braune, staubige Hügel, weite Panoramen, Agaven und einige Kakteen, vertrocknete Gräser und Büsche und vereinzelte Siedlungen, Lehmhäuschen - farblich perfekt an die Landschaft angepasst, man sah sie kaum. In Tarabuco herrschte trotz der frühen Stunde schon reges Treiben. Ich gönnte mir erst mal ein Frühstück und beobachtete all die bunten Leute ringsum, viele Ponchos, viele Trachten...Und danach drehte ich eine Runde und bestaunte all die bunten Webarbeiten - Decken, Taschen, Gürtel, Ponchos, Hüte, Schals und vieles mehr - und danach noch ein bischen die Umgebung. Aus allen Richtungen kamen Leute mit schweren Bündeln oder vollbepackten Eseln und strebten zum Markt. Fotografieren lassen wollte sich leider keiner (habe viele gefragt), schade, das wären tolle Porträts geworden, aber auch verständlich.
Heute morgen war ich dann passend dazu hier in Sucre im Weberei-Museum - dort wird viel erklärt über die verwendeten Materialien, die Web-Motive, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen hier und deren Traditionen. Und eine Schauweberei gabs auch. War sehr interessant.
Ines, für Dich wäre dass ja mal wieder der perfekte Ort hier !
Die kalten Nächte vertreiben ich mir Schnaps schlürfend und Hörbücher hörend sowie Socken und Schal strickend - es wird ja noch kälter :-)
¡ Hasta luego !
Dienstag, 25. Mai 2010
Picacho. Willkomen im Nirgendwo !
Es gibt nicht nur ein Paradies. Es gibt mehrere und Picacho ist eins davon. Deshalb wurden aus den geplanten 6 Wochen dann auch 9. Schön, wenn man sich den Luxus erlauben kann, mal schnell 3 Wochen den Aufenthalt zu verlängern. Es war eine sehr schöne Zeit.
Die Busfahrt dorthin war ein 50 Stunden-Trip, zur Hälfte über einen Waldweg, mit diversen Pannen und stundenlangen Reparaturen und letztlich fuhr er sich fest. Ca. 10 km von der Farm entfernt laut Aussage des Busfahrers. Und da sich stundenlang nichts tat und auch keine Lösung absehbar war, habe ich letztlich mutig mein Gepäck geschnappt, immerhin fast 30 kg, und bin losgestapft - in FlipFlops, bei praller Mittagshitze und eigentlich rechts planlos, wo ich da so genau bin. Nach einer Stunde hatte ich hysterische Lachanfälle über diese absurde Situation. Aber ich kam an !
Picacho - eine kleine "Plaza", umringt von Lehmhäuschen mit Palmblattdächern, flankiert von riesigen Mangobäumen. Hinter der Farm ein Berg mit Wasserfall und Badelagune, Wald, Busch, Weideland. 5 km zur nächsten Farm, 20 km zum nächsten Dorf - eine Ansammlung von Bretterbuden - kein Strom, kaum Leute - Willkommen im Nirgendwo !!! Auf der Farm leben 3 Leute = Ludwig, ein Bolivianer, die Uschi aus der Schweiz und Maurus aus Deutschland und manchmal noch ein Angestellter. Und natürlich viel Tiere = Rinder, Pferde, Schweine, Hühner, Enten, Hasen, Katzen und Hunde. Ausser mir war noch die Deborah, aus aus Dtl., zum WWOOF da und zwischendrin noch ein amerikanisches Paar fuer 2 Wochen und 2 dänische Jungs, auch fuer 2 Wochen. Alle auf grosser Südamerikarundreise, aber inzwischen alle zu Hause, ausser Deborah, sie sitzt hier mit mir in St. Cruz und fliegt am Sonntag heim.
Wir hatten 9 Wochen ein sehr einfaches, aber gemütliches Leben. Ich habe nix vermisst. Die Arbeit war meist vergnüglich, wir haben interessante Sachen gelernt = z.B. Lehmbau, Palmblattdächer machen. Ansonsten viel im Garten gearbeitet und natürlich die Tiere mit versorgt. Uschi gab uns einen Kochkurs für Urwaldküche = es war interessant, wieviel verschiedene Sachen man aus den fast immer gleichen Zutaten machen kann - und es war immer sehr lecker. Alles kam frisch aus dem Garten oder von den Tieren, aber kein Fleisch, max. Fisch einmal in der Woche, wenn Maurus oder ich angeln waren. Und gekocht wurde auf dem Feuer, Brot und Kuchen im Lehmofen gebacken. Und einmal, am Anfang, habe ich doch im Altpapier zum Anzünden ein Buch entdeckt = aus den 50er Jahren - mit Geschichten über den Leipziger Zoo ! Das ist schon unglaublich am anderen Ende der Welt.
Die Freizeit haben wir wahlweise in der Hängematte mit einem Buch, oder mit reiten, angeln, wandern, baden, spielen und quatschen verbracht, auch mal Lagerfeuer und immer mal einen netten PapayaCoctail oä. Und einige Ausflüge ins eines der Dörfer oder zu einer Nachbarfarm gab es auch. Die Wochen vergingen wie im Flug und wir waren dann doch ziemlich traurig am Wochenende. Aber Deborah muss ja ihren Flug kriegen und mein Visum läuft in 2 Wochen ab, allerdings muss man das noch nicht so eng sehen, für jeden überzogenen Tag bezahlt man wohl 1.30 € Strafe, also ist es nicht so schlimm, wenn ich ein,zwei Wochen länger bleibe - und soviel Zeit werde ich für die Rundreise wohl noch brauchen.
Die Rückfahrt war auch gleich wieder ein Abenteuer - der Bus kam zügig voran. Das Problem war, dass es nach Wochen endlich mal wieder regnete und dem Bus einige Fenster fehlten = natürlich auch an unserem Platz, aber da wir uns mit einer Flasche Schnaps ausgerüstet hatten, fanden wir das doch nicht so schlimm und hatten eine fröhliche Nacht. Nach 22 Stunden Fahrt ging etwas kaputt, der Bus stand und nix ging mehr. Nach ca. 2 Stunden kamen Sammeltaxis aus dem nächsten Ort und sammelten die Leute ein und so fuhren wir in 8er Gruppen weiter nach St. Cruz, was noch mal 5 Stunden dauerte = und jeden Fahrgast 4.50 € kostete = die nun heute jeder bei der Busgesellschaft einklagen gehen wird, wir auch.
Also, wieder ein Kapitel zu Ende. In St. Cruz wurden wir gleich mit einer Militärparade und einer Demonstartion begrüsst. Und jetzt gehen wir erst mal einen Kaffee trinken und dann die grosse Einkaufsliste von Uschi abarbeiten, damit wir mit dem nächsten Bus ein grosses Paket mitgeben können. Liebe Gruesse an Euch alle. Bis in Kürze wieder.
Picacho 360 Grad
So, also ich habe es mal wieder versucht hier einen kleinen Film einzustellen, hat wieder nicht geklappt. Was koennte ich falsch machen, hat jemand von den Computerfachmännern eine Idee ??? Ansonsten sind ja nun oben genug Fotos...
Kulinarischer Tipp aus der Urwald-Küche
Bananen Küchlein:
Man nehme eine viertel Tasse Zucker, mische sie mit einer viertel Tasse heissem Wasser. 6=8 Bananen in den Mixer, das Zuckerwasser dazu, alles pürieren, danach eine Tasse Mehl unterrühren. Reichlich öl in der Pfanne erhitzen und den Teig löffelweise hineingeben = und schön backen lassen. Sehr lecker.
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